BULLETIN SEPTEMBER 2019

BERUFSBILDUNG

Herausfordernder Auftakt

Wie in der gesamten Schweiz, war in den ersten Augustwochen auch bei uns der Beginn des neuen Berufsbildungsjahres. 45 junge Leute haben sich in unseren Betrieben zum Start ihrer Ausbildung oder dem Übergang in ein weiteres Berufsbildungsjahr eingefunden. Ausbildungsniveaus sind: INSOS Pra, EBA und EFZ. Gleichzeitig haben 11 weitere Jugendliche berufsvorbereitende Programme begonnen.

Von diesen insgesamt 56 jungen Menschen belegen 37 einen Platz in unseren Wohnbereichen. Die anderen 19 kommen von zu Hause oder aus anderen Institutionen zu uns. Wie auch immer sie ihr Weg in die SEEBURG führte, eines ist ihnen gleich: Sie gehören zu jener Gruppe der Berufseinsteigenden, welche im allgemeinen Arbeitsmarkt infolge speziellen Unterstützungsbedarfs keinen Ausbildungsplatz fanden. Für sie fehlt der Wirtschaft die nötige Zeit und das Fachwissen zur individuellen Förderung.
Unser Ziel ist, dass es uns mit Unterstützung der zuweisenden Stellen gelingt, diese Jugendlichen noch in der Ausbildungszeit oder aber nach erfolgreichem Berufsabschluss nachhaltig in die Erwerbsfähigkeit im allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren.  

Vorbereitende Wege bis zum Berufseinstieg

Neben unseren Angeboten der Berufsbildung verfügen wir auch über Anschlusslösungen für Jugendliche nach einer Krise oder Akutphase.

Laut Studien kann rund die Hälfte aller Betroffenen nach dem erstmaligen Aufenthalt in einer Klinik nicht mehr in das angestammte Umfeld oder in die Herkunftsfamilie zurückkehren. Ein neues, förderliches Milieu ist notwendig. Es eröffnet persönliche Chancen und ermöglicht eine weitere Stabilisierung. Ausserdem sollten viele von ihnen zusätzlich zur psychischen Erholung auch Perspektiven in Richtung einer angepassten, ihren Begabungen und Ressourcen entsprechenden Berufsausbildung oder Wiedereingliederung entwickeln und umsetzen können.
Verbunden mit allen vorbereitenden oder berufsintegrativen Ange­boten stellen wir gleichzeitig auch differenzierte Wohnmöglichkeiten mit unterschiedlichem sozialpädagogischen Setting zur Verfügung. Die jeweilige Wohnform richtet sich nach der Selbständigkeit der Person (betreutes bis teilautonomes Wohnen) und nach den aktuell zur Verfügung stehenden freien Plätzen. Diese Lösung bietet sich in erster Linie bei Jugendlichen an, welche für die Zeit ihrer erstmaligen Berufsausbildung noch ein stabilisierendes Milieu benötigen oder aus anderen Regionen kommen.

Hoffnungsvolle Signale?

Die politischen Verantwortungsträger in Bund, Kantonen und Gemeinden scheinen immer klarer zu erkennen, was es für die Volkswirtschaft bedeutet, wenn sich in unserem Land zu viele Einwohnende nicht mehr an der Erwirtschaftung der Lebenshaltungsund Allgemeinkosten beteiligen. Auch der nüchterne Blick auf die wirtschaftliche Situation mancher unserer Nachbarländer muss uns nachdenklich stimmen.
Einer der wesentlichsten Faktoren bei der Mitwirkung der Bevölkerung zur Stärkung der Wirtschaftskraft eines Landes ist die Berufsbildung. In diesem Bereich steht die Schweiz qualitativ weitherum sehr gut da. Trotzdem finden wir bei uns ein progressives Zahlengerüst, das uns berechtigterweise Sorgen bereiten muss. Zu viele Personen bleiben ohne arbeitsmarktfähige Kompetenzen.

  • In unserem Land verfügen aktuell rund 400 000 Personen im Alter zwischen 25 bis 64 Jahren über keine abgeschlossene Berufs­ausbildung. Sie halten sich mit irgendwelchen Jobs materiell knapp über Wasser, viele von ihnen beziehen Sozialhilfe.
  • In seiner Integrationsagenda setzt sich der Bund das Ziel, mit 95 % aller zugewanderten Jugendlichen des Asylbereichs einen Abschluss auf der Sekundarstufe II zu erreichen. Ende April 2019 lebten insgesamt rund 58 880 anerkannte Flüchtlinge in der Schweiz. Zum gleichen Zeitpunkt befanden sich noch weitere 61 390 Flüchtlinge im Asylprozess. Von diesen Personen fällt ein massiver Anteil auf junge Menschen, welche noch über zu geringe Kompetenzen für den Arbeitsmarkt verfügen.
  • Die aktuelle 7. IVG-Revision  sieht die Verbesserung der Eingliederung junger Erwachsener und psychisch belasteter Menschen in den Arbeitsmarkt vor. Rund 75 % aller Neurenten werden bei jungen Menschen unter 25 Jahren gesprochen. Entsprechende zusätzliche Massnahmen wurden vom Nationalrat bereits beschlossen.
  • Bei praktisch allen Berufsbildern stiegen in den letzten Jahren die schulischen und sozialen Anforderungen an die Kompetenzen der Berufseinsteigenden. Gleichzeitig öffnet sich die Schere der vorhandenen Ressourcen gegenüber den Anforderungen der Arbeitswelt bedenklich. Die Gruppe der Jugendlichen mit sogenanntem «Unterstützungsbedarf» bei der Berufsausbildung wächst. Gleichzeitig erklärt sich der allgemeine Arbeitsmarkt unter steigendem wirtschaftlichem Druck nicht mehr im Stande, diesen zusätzlichen Zeitaufwand und das Fachwissen zur individuellen Förderung aufzubringen.

Der politische Ansatz zur Entwicklung der Beruflichen Integration von Gruppen mit speziellem Unterstützungsbedarf scheint hoffnungsvoll und ist folgerichtig. Doch er entzieht sich bislang der konkreten  Umsetzungsverantwortung. Noch werden viel zu wenige Mittel der öffentlichen Hand für diesen Auftrag freigesetzt.
Die Erwartungshaltung, die Wirtschaft wird dies schon von selbst richten, ist noch zu gross. Sparen scheint politisch zwar angesagt. Bluten werden wir trotzdem, langfristig!
Integrationsbemühungen durch die private Wirtschaft basieren auch zukünftig auf Freiwilligkeit. Die zahlenmässig weiter ansteigende Gruppe von Menschen mit Integrationsbedarf in den Arbeitsmarkt lässt sich dort erfahrungsgemäss nur begrenzt qualifizieren. Der Schlüssel zum Erfolg einer nachhaltigen Beruflichen Integration von Menschen mit Unterstützungsbedarf wird darin liegen, vermehrt die bestehenden arbeitsagogischen Alternativstrukturen zur privaten Wirtschaft politisch und materiell zu stützen.
Sozial ausgerichtete Institutionen und ihre Betriebe können den unterschiedlichen Bedarfsgruppen wirksame Programme der Beruflichen Integration zur Verfügung stellen. Hier erfüllen wir als Kompetenzzentrum seit Jahren unsere Aufgaben. Wir sorgen dafür, Menschen mit Unterstützungsbedarf primär für den privaten Arbeitsmarkt zu befähigen.

Bulletin

Behinderung und Alter

In unserem Haus BIRKE finden behinderte Menschen ein Zuhause, die infolge fortgeschrittenen Alters bei ihrer Lebensgestaltung bereits pflegerische Unterstützung wünschen. Das Haus und die Umgebung sind umfassend barrierefrei konzipiert und auf kompetente Begleitung rund um die Uhr ausgerichtet. Zur Dienstleistung gehören die psychogeriatrische Grundversorgung und die Verabreichung von Medikamenten.

Die institutionseigene SPITEX erbringt die verordneten Leistungen. Sie ist spezialisiert auf die Unterstützung psychisch belasteter Personen sowie auf die pflegerischen Massnahmen zur Umsetzung der ärztlichen Therapien im Alltag. Diese Wohnplätze eignen sich auch für Personen, welche eine engmaschige Begleitung benötigen.

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