Interview mit Christian Zähringer, Leitung Gartenbau/Baumschule

Bulletin Februar 2023

Was gefällt Dir an Deinem Beruf besonders gut?
Das Schönste an unserem Beruf ist es, wenn man die Veränderung sieht und weiss, dass man das alles mit seinen eigenen Händen erschaffen hat. Wenn nach wochenlanger Arbeit eine Gartenoase realisiert wurde, dann ist das sehr befriedigend und macht jeden handwerklichen Beruf einzigartig. Es sind aber auch die kleinen Dinge. Ein frisch gemähter Rasen sieht wunderschön aus und duftet herrlich. Ich denke, das sieht oder empfindet jeder Hobbygärtner genauso… Für mich persönlich ist es aber auch einfach wunderbar, mein Arbeitsleben in der Natur zu verbringen.

Wie gefällt Dir Deine Arbeit im SEEBURG GARTENBAU?
Ich habe meine Stelle am 1. September 2022 angetreten und wurde von einem eingespielten Team aufgenommen. Die abwechslungsreichen und bereichsübergreifenden Auf-gaben sind spannend und füllen den Arbeitsalltag aus. Die sinnvolle Betreuungs- und Ausbildungstätigkeit zugunsten von Menschen, denen es nicht so gut geht, macht die Arbeit im SEEBURG GARTENBAU zu etwas Besonderem.

Wo hast Du früher gearbeitet? Wie ist Dein Werdegang?
Ich habe meinen Zivildienst im sozialen Bereich in Deutschland und in den USA geleistet. Danach habe ich ein dreieinhalbjähriges Studium «Produktionsgartenbau» in Deut-schland absolviert. Diese Studienform gibt es in der Schweiz nicht.

Hattest Du schon Berührung mit berufsintegrativen Aufgaben?
In Amerika war ich in einem Sozialunternehmen im Bereich Gartenbau tätig. Da gibt es viele Parallelen zu meiner Tätigkeit hier in der SEEBURG. Diese Mischung von Sozialarbeit und Gartenbau hat mir schon damals sehr gut gefallen.

Um wie viele betreute Mitarbeitende kümmern sich Dein Team und Du?
Aktuell betreuen wir drei Männer und zwei Frauen, darunter sind auch zwei Lernende. Einer im ersten Lehrjahr, und ein Gärtner, der im Sommer seine praktische Ausbildung
(INSOS PrA) abschliessen wird.

Wie beginnt der Tag in Eurer Abteilung?
Wir nehmen unsere Arbeit um 7:40 Uhr auf und haben einen kleinen Vorsprung auf die betreuten Mitarbeitenden. Wir besprechen kurz die Baustellen, teilen ein und fragen das Material ab. Dann werden die Fahrzeuge mit Werkzeugen und Maschinen beladen und letzte Entscheide getroffen. Ein Gruppenleiter bleibt oftmals zurück und arbeitet am Computer an Berichten für Sozialbehörden und bereitet Sitzungen vor.

Was ist die maximale Auslastung?
Wir bieten 6 Ausbildungsplätze als Landschaftsgärtner/in EFZ und EBA sowie als Praktiker/in Landschaftsgärtner/in INSOS. Dazu kommen 6 weitere Plätze für Abklärungen, Aufbautrainings und geschützte Arbeitsplätze. Die Abklärungen sind sehr interessant. Jugendliche können in der SEEBURG während mehrerer Wochen in unterschiedliche Berufe reinschnuppern und dabei hoffentlich herausfinden, welche Tätigkeiten sie sehr gerne mögen und welcher Beruf auf sie zugeschnitten ist.

Welche Arbeiten verrichten Lernende in der Praktischen Ausbildung (INSOS PrA)?
Sie dürfen kleine Arbeiten unter Anleitung selbständig ausführen, z. B. Rasen mähen, zusammen lesen von Schnittgut, jäten von Plätzen und Beeten, Beladen und Entladen von Fahrzeugen usw.

Wie ist die berufliche Perspektive für Jugendliche mit einer Beeinträchtigung?
Man kann sicher feststellen, dass Jugendliche im Anschluss an eine praktische Ausbildung nach INSOS durchaus Chancen haben, eine Anstellung zu finden. Bei idealer Entwicklung ist es möglich, die EBA-Ausbildung anzuschliessen. Unternehmen sind aufgrund von Fachkräftemangel gerne bereit, solche Ausbildungen finanziell zu unterstützen.

Wie ist die Nachfrage von Jugendlichen nach Deinem Beruf?
Die Nachfrage ist – wie in vielen anderen Berufen – rückläufig. Jugendliche gehen lieber in Richtung IT. Das hängt sicher mit dem dominierenden Thema «Digitalisierung» zusammen. Das ist sehr schade, weil es die handwerklichen Berufe weiterhin brauchen wird. Die Berufe mit geringerer Nachfrage können eine Chance sein für Menschen mit Beeinträchtigungen.

Was müssen wir uns unter einer Lernwerkstatt vorstellen?
Die Lernwerkstätten finden wöchentlich statt und dauern gut eine Stunde. Wir besprechen aktuelle Themen wie z. B. Lernkontrollen, Hausaufgaben oder Arbeitsaufträge aus der Berufsschule. In einem zweiten Teil gestalten wir einen Theorieblock, und verbinden diesen dann auch mit praktischen Aufgaben.

Was sagst Du Mitbewerbern im Bereich Gartenbau, wenn wir Praktikumsplätze suchen?
Ich mache darauf aufmerksam, dass es auch ein Engagement für die Gesellschaft ist und weniger der ökonomische Nutzen betrachtet werden sollte. Ich erwähne aber auch die Chancen für unsere Branche in Bezug auf den akuten Fachkräftemangel.

Eine neue Idee ist der Garten-Doc. Was müssen wir uns darunter vorstellen?
Ob Wachstumsprobleme, Bodenbeschaffenheit, Schädlinge, Nützlinge oder richtige Düngung… als «Garten-Doc» schauen wir uns die Probleme der Kundschaft an. Wir wollen mit unserem Knowhow unterstützen, unter die Arme greifen und auch zeigen, wie man sich besser um die Schützlinge im Garten kümmern kann. Bei dieser Dienstleistung erwarte ich auch einen grossen Nutzen für unsere Ausbildungstätigkeit.

Stimmt es, dass die SEEBURG ein praktisch «unvergängliches» Hochbeet erfunden hat?
Ja genau. Ein grosses Problem ist doch, dass Hochbeete permanent Wind und Wetter ausgesetzt sind. Meine Vorgänger haben versucht, ein nachhaltiges Hochbeet ohne Leim, Schrauben und Nägel zu bauen. Im Gegensatz zu den handelsüblichen Hochbeeten entwarfen sie ein formstabiles und witterungsbeständiges Produkt. Ein solches Exemplar steht seit 10 Jahren bei unserem Wohnhaus SCHLÖSSLI in Wilderswil. Es sieht noch genauso schön und stabil aus wie bei der Errichtung. Wir haben uns daher entschlossen, dieses Produkt wieder in unser Angebot aufzunehmen. Alle verwendeten Materialien stammen aus der Region und sind unbehandelt.

Christian Zähringer

Christian Zähringer, Landschaftsgärtner EFZ,
Garten-baustudium, Leitung GARTENBAU/BAUMSCHULE

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